8. Juli 2025
Die Zukunft der Produktion scheitert nicht an Technik – sondern an veralteter Planung. In einer Welt, in der Märkte über Nacht kippen, Technologien sich rasant weiterentwickeln und Nachhaltigkeit zur unternehmerischen Überlebensfrage wird, ist eines klar: Mit einer auf zehn Jahre ausgelegten Planung verliert man schnell den Anschluss an die Realität. Wer heute noch auf starre Fabrikplanung setzt, riskiert morgen den Stillstand. Die Lösung? Eine neue Denkweise: Fabrikplanung als kontinuierlicher und datengetriebener Prozess. Nur so bleibt die Produktion auf Kurs. Die digitale Fabrikplanung ist dabei ein wichtiges Werkzeug mit entscheidendem Vorteil: Anstatt Planungen auf Papier oder mit statischen Tools durchzuführen, simulieren Sie Varianten frühzeitig, analysieren und optimieren – ohne in der Realität umzubauen. Das schafft belastbare Entscheidungsgrundlagen bei geringem Risiko und in kürzerer Zeit.
Wir haben mit Dr. Esben Schukat, Oberingenieur am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen, gesprochen. Er erklärt, wie die Digitalisierung die Fabrikplanung revolutioniert – und warum es sich lohnt, das eigene Know-how gezielt zu erweitern.
Campus Forum GmbH: Herr Dr. Schukat, der Begriff „digitale Fabrikplanung“ ist in aller Munde. Was bedeutet er konkret für Unternehmen, die neue Werke planen oder bestehende Standorte umbauen?
Dr. Esben Schukat: Digitale Fabrikplanung bedeutet, dass alle relevanten Planungsinformationen in ein durchgängiges, digitales Modell integriert werden – von der Layoutstruktur über Materialflüsse bis hin zu energetischen Kennzahlen. In der Praxis heißt das: Unternehmen können verschiedene Layoutvarianten oder Prozessketten virtuell simulieren, bewerten und miteinander vergleichen – ohne physische Eingriffe. Das reduziert Planungsrisiken, erhöht die Transparenz und verbessert die Entscheidungsqualität, insbesondere bei Investitionen. Für Unternehmen, die mit komplexen Produktionssystemen arbeiten, ist das heute ein echter Wettbewerbsvorteil.
Welche Veränderungen bringt das für die klassische Layoutplanung mit sich?
Die Layoutplanung wird deutlich präziser, datenbasierter – und vor allem kollaborativer. Digitale Werkzeuge ermöglichen es, Maschinenanordnungen, Flächenbedarfe oder logistische Wege direkt miteinander zu vergleichen – teils sogar auf Basis von Echtzeitdaten. Ein digitaler Zwilling erlaubt es, Planungsstände frühzeitig mit verschiedenen Stakeholdern abzustimmen, ergonomische Aspekte zu analysieren oder gemeinsam in virtuellen Umgebungen durch die Fabrik zu gehen. Layoutplanung wird so zu einem strategischen Instrument, das über den reinen technischen Planungsschritt weit hinausgeht.
Nachhaltigkeit wird in der Industrie immer wichtiger. Welche Rolle spielt sie heute schon in der Fabrikplanung?
Eine sehr große – und sie beginnt viel früher, als oft angenommen. Bereits in der Planungsphase lassen sich zentrale Weichen für Ressourcenschonung und CO₂-Reduktion stellen. Mit digitalen Modellen können etwa Energieflüsse, Transportwege oder Flächennutzungen effizient analysiert und optimiert werden. Man kann beispielsweise verschiedene Materialflusskonzepte hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen bewerten oder prüfen, wie Bestandsgebäude energetisch sinnvoll in neue Layouts integriert werden können. Damit wird die Fabrikplanung zu einem Schlüsselinstrument der Nachhaltigkeitsstrategie.
Wo liegen die größten Herausforderungen für Unternehmen bei der digitalen Umsetzung solcher Planungsansätze?
Ein häufiger Stolperstein ist die Annahme, dass Digitalisierung allein durch den Einsatz neuer Software gelöst sei. Tatsächlich braucht es jedoch ein Zusammenspiel aus geeigneten Prozessen, methodischen Standards und einer konsistenten Datenstruktur. Nur dann entfaltet sich das volle Potenzial digitaler Planungstools. Auch die Integration in bestehende Systeme wie ERP oder MES ist entscheidend – und muss frühzeitig mitgedacht werden. Es geht also nicht nur um Tools, sondern um ein ganzheitliches Verständnis von Daten, Prozessen, Methoden – und Menschen.
Wie wird sich die Fabrikplanung in den kommenden Jahren weiterentwickeln?
Die Entwicklung geht ganz klar in Richtung Dynamik und Kontinuität. Anstatt alle zehn Jahre umfassend neu zu planen, rücken laufende Anpassungen in den Fokus – getrieben von neuen Produkten, volatilen Märkten oder technischen Innovationen. Gleichzeitig steigt die Bedeutung von Resilienz und Nachhaltigkeit. Unternehmen, die das Planen als fortlaufenden, datengetriebenen Prozess begreifen und frühzeitig entsprechende Kompetenzen aufbauen, werden klar im Vorteil sein.
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