20. Februar 2025
„Chat-GPT – Wie lerne ich, nachhaltig zu produzieren? Erkläre es mir in einem mehrstündigen Training in verschiedenen Modulen und nimm dabei in einem Modul die Kreislaufwirtschaft in besonderen Fokus.“ Ist digitale Weiterbildung durch eine KI genauso gut, wie von einem Weiterbildungsanbieter? Wo liegen die Unterschiede?
Wir haben unsere Geschäftsführerin Dr. Nina Sauermann gefragt, die auch den Bereich Digitale Weiterbildung bei der Campus Forum GmbH verantwortet.
Campus Forum: Nina, könnte ich nicht auch einfach eine KI fragen, wie ich nachhaltiger produzieren kann?
Dr. Nina Sauermann: Auf jeden Fall könntest du das, mache ich selber gelegentlich. Was dann dabei herauskommt, ist eine andere Frage. Und auch, wenn mittlerweile entsprechende KI-Tools oft auch sehr fundierte Ergebnisse liefern können, fällt es mir schwer, dies unter den Begriff der Weiterbildung oder des Lernens zu fassen. Ich halte das eher für eine intelligente Form des Wissenserwerbs über Nachschlagen und Nachfragen. Wie nachhaltig dieser Wissenserwerb dann sein wird, steht auf einem anderen Blatt.
Auch die Qualität der Inhalte ist ein großes Thema. Wir erleben es bei eigenen Tests leider noch sehr oft, dass die KI-Tools falsche und sogar erfundene Quellen angeben und auf Modelle hinweisen, die es nicht gibt. Das gilt insbesondere bei neuwertigen und noch sehr stark von der Forschung getriebenen Themen. Wenn ich mir als noch unwissende Person auf diesem Weg Know-how aneignen möchte, wird es mir schwer fallen, Fakten von Erfundenem zu trennen.
Was genau meinst du mit nachhaltigem Wissenserwerb?
Wenn wir Weiterbildungsformate konzipieren, auch digitale, legen wir neben fachlich guten und korrekten Inhalten sehr viel Wert auch auf die didaktische Konzeption der Kurse. Weiterbildung ist eben mehr als Wissenserwerb. Es gibt einen klaren neurowissenschaftlichen Forschungsstand dazu, dass wir uns an Inhalte besser erinnern können, die wir nicht nur gesehen, gelesen oder gehört haben, sondern die wir erfahren und einüben konnten. Dies vermitteln wir in unseren Angeboten unter anderem durch Übungen und Transferaufgaben. Und es fällt uns leichter, Dinge zu lernen, bei denen auch der Spaß- und Erlebnisfaktor ein Teil der sogenannten Learning-Journey war. In diesem Bereich sehe ich auf Seiten der KI-Angebote bislang nichts, was dies vernünftig adressiert.
Haben dann Künstliche Intelligenzen deiner Meinung nach überhaupt einen Einfluss auf digitale Weiterbildungsangebote?
Unbedingt! Sie treiben uns an, besser zu werden und uns in unseren Inhaltsangeboten zu hinterfragen. Und sie können als Ergänzung wahnsinnig nützlich sein. Damit meine ich nicht nur inhaltlich, sondern auch bei Fragen zur Barrierefreiheit, Inklusivität und Erreichbarkeit von Inhalten.
Ich kann mir auch vorstellen, dass eine gute KI in Zukunft dabei unterstützen kann, Weiterbildungsinteressierte durch gut analysierbare Kategorien zu ihren optimal passenden Weiterbildungsangeboten zu lotsen. Die Weiterbildungsbranche ist sehr heterogen und für Interessierte oft ein Dschungel. Wir lösen das in unserem Unternehmen mit sehr klar abzugrenzenden Themenbereichen und indem wir die Voraussetzungen und Lernziele der Formate sehr genau definieren, das ist aber nicht überall so. Hier sehe ich viel Potenzial für KI-unterstützte Prozesse.
Wo liegen denn die Grenzen der KI im Bereich der digitalen Weiterbildung?
Genau in dem oben schon genannten. Überprüfbarkeit der Inhalte und ihrer Korrektheit und ausreichend durchdachte Didaktik sind für mich genau die Themen, in denen KI-Angebote in der Weiterbildung (noch?) an ihre Grenzen stoßen, die aber entscheidend für einen nachhaltigen Lernerfolg von Bildungsinteressenten sind. Nur zu wissen, ohne anzuwenden und Transfertechniken ableiten zu können, hilft selten.
Was sind die Kriterien für eine gute digitale Weiterbildung?
Gute digitale Weiterbildung ist in ihrer Konzeption eigentlich noch anspruchsvoller als Präsenzangebote. Vor Ort haben Lehrende einen direkteren Zugang zu Lernenden und können auch jederzeit bedarfsgerecht reagieren. Das ist digital grundsätzlich schwerer und bei Self-Study-Angeboten gar nicht möglich. Daher ist die Konzeption des Formats von Beginn an komplexer. Welcher Inhalt wird wie bestmöglich aufbereitet – Video, bildliche Darstellungen, Lernspiele? Wie lang darf ein gutes Video sein, um der Komplexität der Inhalte gerecht zu werden, aber auch der potenziellen Aufmerksamkeitsschwelle derjenigen, die es ansehen? Wie generieren wir ein Mehrwert zu überall bereits verfügbaren Erklärvideos? Wir konzipieren Fallbeispiele und entsprechende Self-Assessments, sodass erlangtes Wissen direkt spielerisch angewendet werden kann und es gleichzeitig Überprüfungsinstanzen gibt. So bekommen die Anwender ein Feedback: Habe ich die Inhalte verstanden oder brauche ich noch ein wenig mehr Zeit für die Übungen?
Ein weiterer Punkt ist: Wie kann Weiterbildung intensiv und inhaltlich hochwertig sein, aber gleichzeitig so aufbereitet, dass sie auf verschiedenen Endgeräten bequem nutzbar ist? Welche technischen Gegebenheiten können wir bei potenziellen Kunden voraussetzen? Da, wo wir Lernende in ihrem Wissenserwerb auch ein Stück weit allein lassen, müssen wir den Lernweg vorher so intensiv und detailliert ausgestaltet haben, dass er für sie auch beschreitbar ist und gerne auch Spaß macht!
Und wenn man dann doch mal mit dem Kopf im Sand steckt und nicht so recht weiterkommt, dann antworten im Gegensatz zur KI bei uns auf Rückfragen echte Menschen. Die können nicht nur hilfreiche Antworten geben, sondern auch mal trösten oder motivieren, wenn es nötig ist. Manchmal hilft alleine das schon sehr viel weiter.
Vielen Dank!
Mehr erfahren:
Von echten Menschen konzipierte digitale Weiterbildung finden Sie auf unserer Webseite, z.b. als E-Learning Kurse zu den Themen Nachhaltige Produktion, Fabrikplanung, Customer Success Management oder Produktionsmanagement. Schauen Sie mal rein: Zu den E-Learning Kursen.
Unser gesamtes digitales Angebot, von kurzen Learning Nuggets bis zu umfangreichen Trainings finden Sie auf unserer digitalen Lernplattform EduLearn.