7. Juli 2022

Was gibt’s Neues zum Thema E-Motoren, warum ist die Elektromotorenproduktion in Zukunft für Deutschland wichtig und was muss in den nächsten zwei Jahren passieren? Das haben wir Florian Brans, Gruppenleiter Electric Drive Production bei dem Lehrstuhl Production Engineering of E-Mobility Components (PEM) der RWTH Aachen University gefragt. Lesen Sie hier seine spannenden Antworten!

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Campus Forum: Was liegt heute auf Ihrem Schreibtisch, Florian Brans?

Florian Brans: Gerade diskutiere ich mit vielen Unternehmen, wie sie sich im Bereich der E-Motor-Produktion zukünftig aufstellen können. Das sind Materialhersteller oder auch Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau. Es herrscht in gewisser Art „Goldgräber-Stimmung“ – allerdings sind auch viele Entwicklungen schwer abzusehen. Welche Technologien sich aktuell durchsetzen, wo Problemstellungen heute liegen – das können wir nur für den Moment bewerten. Doch welche Themen uns Übermorgen beschäftigen – das ist die Frage, die sich viele Leute in der Branche stellen. Und hierauf möchten wir mit unserer täglichen Arbeit Antworten geben.

 

Welche neuen Erkenntnisse gibt es im Bereich der Elektromotorenproduktion?

Gemeinsam mit unserem Kollegen Christian Stäck haben wir ein Paper zum Thema Variantenflexibilität veröffentlicht. Die Arbeiten hierzu sind im Rahmen unseres Forschungsprojekts HaPiPro² erfolgt. Bei diesem Projekt geht es darum zu untersuchen, wie man in Zukunft sogenannte Hairpin-Statoren variantenflexibel und kosteneffizient herstellen kann – und das möglichst ohne Rüstaufwände. Das ist insbesondere für Tier-1 oder Tier-2 ein spannendes Thema. Diese Unternehmen stehen nämlich vor einer besonderen Aufgabe: sie müssen ganz unterschiedliche Derivate für ganz unterschiedliche Kunden mit wenigen Produktionslinien fertigen. Das heißt, ich benötige ein möglichst flexibles Produktionssystem, welches trotzdem kosteneffizient und robust ist, und mit dem ich all meine Kundenanfragen bedienen kann – die von Heute und die von Morgen, die ich unter Umständen noch gar nicht kenne.

 

Warum ist die Elektromotorenproduktion so wichtig für unsere Zukunft?

Lassen Sie uns einmal die Batterie, die Brennstoffzelle und den E-Motor und deren Fertigungsprozesse anschauen: Der E-Motor ist diejenige Komponente, die noch am meisten mit dem zu tun hat, was den Produktionsstandort Deutschland in der Vergangenheit stark gemacht hat. Wir sehen es zum Beispiel im Maschinen- und Anlagenbau: hiesige Anlagenhersteller liefern von hier aus in die ganze Welt. In sehr kurzer Zeit haben viele Unternehmen wahnsinniges Produkt- und Prozess-Know-How aufgebaut. Außerdem ist die E-Motor-Produktion meistens hochautomatisiert. Also die besten Voraussetzungen dafür, dass E-Motoren auch in mittel- und langfristiger Zukunft am Standort Deutschland gebaut werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich Elektromotoren bestens dafür eignen, lokal und dezentral hergestellt zu werden – also auch hier bei uns. Im Übrigen findet man E-Motoren bereits heute in fast jedem Fahrzeug – rein batterieelektrisch, brennstoffzellenbasiert oder in hybrider Anwendung. Der E-Motor ist immer an Bord!

 

Was muss Ihrer Meinung nach im Bereich der Elektromobilproduktion in den nächsten ein bis zwei Jahren passieren?

Wir müssen schneller werden, insbesondere in der Initialisierung und Durchführung von geförderten Projekten. Von der Idee bis zum Projektstart kann es manchmal sehr lange dauern – daraus folgt, dass sich immer mehr Unternehmen dazu entscheiden, Projekte in Eigenregie anzugehen. Doch das ist eigentlich schade – geförderte Projekte laden zur multilateralen Zusammenarbeit ein. Oftmals entstammen Projektpartner in einem Forschungsprojekt ganz unterschiedlichen Branchen. Man bekommt also die Gelegenheit Probleme und Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und voneinander zu lernen. Und das ist meiner Meinung nach der entscheidende Faktor, um Elektromobilproduktion noch erfolgreicher zu machen – voneinander lernen und gemeinsam die beste Lösung entwickeln. Und natürlich einfach mal ausprobieren!

 

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